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Mit Kerzen unter Kastanienbäumen

„Was im Moment in der Ukraine passiert, macht uns alle fassungslos und nachdenklich. Die bisherige Weltordnung wird durch einen einzigen Aggressor ins Wanken gebracht“, schrieb Thomas Wießmann, der Vorsitzende der Fränkisch-Crumbacher Sozialdemokraten, vor wenigen Tagen an Freunde und Bekannte, und forderte sie auf, Solidarität zu zeigen zu einem Land, „das keine 1 000 Kilometer von uns entfernt liegt“. Wer mitmachen und damit einen Friedensapell an den russischen Präsidenten Putin schicken wolle, der solle am Mittwochabend in den Rathaushof kommen. Ausdrücklich wies Wießmann darauf hin, dass diese Intitative zwar von der SPD gestartet und vorbereitet werde, aber keine parteipolitische Veranstaltung sei. Alle Bürger und Parteien seien gleichermaßen eingeladen, daran teilzuehmen, und dort auch das Wort zu ergreifen.


Dank Mund-zu-Mund-Propaganda und sozialer Medien wussten die Crumbacher innerhalb kürzester Zeit über den Inhalt dieser Mail Bescheid, und kamen in Scharen. Mehr als hundert Personen bildeten unter den Kastanienbäumen zwischen Rat- und Feuerwehrhaus einen großen Kreis, und trugen als Friedenslicht ein brennendes Kerzlein in der Hand. Auch einige Plakate waren zu sehen, sowie Wimpel mit den blau-gelben Farben der ukrainischen Flagge. Wießmann erinnerte daran, dass diese Farben auch auf den Crumbacher Fahnen vorherrsche. Mit großem Ernst nahmen die Lokalpolitiker zu der bedrohlichen Situation in Europas Osten Stellung.


„Wir sind zurück im Kalten Krieg - nein, er ist schon heiß!“ warnte Parlamentsvorsteher Patrick Eckert (SPD). Denn Putin spreche davon, die alten Grenzen der Sowjetunion von vor 1990 wieder herzustellen, und bereite dieses Ziel seit langem vor: Mit den so genannten „Troll-Armeen“ beispielsweise, also einer breit angelegten Desinformationskampagne, oder der Annexion der Krim. Trotz aller Bemühungen habe es der Westen nicht geschafft, diesen Krieg auf europäischem Boden zu verhindern, aber nun müsse er gestoppt werden. „Lasst uns das hohe Gut der Demokratie bewahren und in Europa weiter festigen!“ mahnte der engagierte Studiendirektor, der die Fächer Geschichte, Politik und Wirtschaft unterrichtet.

Bürgermeister Eric Engels (CDU) zeigte sich überzeugt davon, dass Crumbach bereit sei, positive Signale zu senden und effektive Hilfe zu leisten, „auch wenn das Opfer verlangt!“ Achim Weidmann (CDU) war empört darüber, dass Putin ukrainische Regierungsmitglieder als „extreme  Nationalisten und Neonazis“ bezeichnet. So eine Aussage sei “an Dummheit nicht zu überbieten“, denn wir in Deutschland wüssten genau, was ein Nazi ist! Andreas Engel (SPD) erinnerte an die „friedliche Revolution“ in der DDR, als  die dortigen Bürger es 1989 schafften, sich gegen ihre Regierung zu stellen und die Wiedervereinigung zu fordern. „Wir haben Glück gehabt“, meinte er, aber umso weniger dürfe man jetzt wegschauen! Marc Oliver Gutzeit (Grüne) betonte, dass unsere Devise nach wie vor lauten müsse: „Nie wieder Krieg“. Seiner Meinung nach wussten die russischen Soldaten, als sie in Marsch gesetzt wurden, nicht, was sie erwartet. Bedrückt zeigte sich auch der Crumbacher Ben Klinger, der fünf Jahre lang in der Ukraine gelebt und dort viele Freunde gefunden hat: „Das Land wird um Jahrzehnte zurück geworfen!“

 

Text und Bilder: Kirsten Sundermann

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