Nach den Sommerferien startet in Fränkisch-Crumbach der neue Waldkindergarten
9. Juli 2014
„Wenn nicht bei uns – wo dann?“ haben sich die Verantwortlichen gefragt, als die Idee für ein neues Betreuungsangebot Waldkindergarten erstmals auf dem Tisch lag. Nun ist es in die Tat umgesetzt, die neue Waldgruppe „Eichhörnchen“ startet nach den Sommerferien. Kinder ab drei Jahren aus Fränkisch-Crumbach und darüber hinaus verbringen ihren Tagesablauf in Wald und Flur, spielen die meiste Zeit im Freien, erleben die Natur mit allen Sinnen. Bürgermeister Engels gab vor wenigen Tagen den Vertragabschluss mit der Evangelischen Kirchengemeinde über die Trägerschaft und den Sachstand der Vorbereitungen bekannt. Engels: „Das Konzept steht, wir haben erfahrenes Personal gefunden, genügend Anmeldungen für den Start liegen vor.“
Waldkindergärten gibt es in Deutschland bereits seit den 1990-er Jahren. Als Alternative zu Kindertagesstätten sind sie mittlerweile recht gefragt – die meisten Gruppen sind voll belegt, überzeugte Eltern nehmen sogar Anfahrtszeiten in Kauf. Davon konnte sich auch der Crumbacher Gemeindevorstand überzeugen, als er im letzten Jahr insgesamt acht solcher Kindergärten, über Südhessen verteilt, besichtigte. Der Anlass: Für den geburtenstarken Jahrgang 2011 reicht der Platz in der örtlichen Sarolta-Kindertagesstätte nicht mehr aus. Doch anstelle von halbherzigen Notlösungen, wie dem Anmieten von Räumen oder dem Aufstellen von Containern, wollte man den Eltern eine echte Wahlmöglichkeit bieten. Und diese fand sich in der Auslagerung einer Kindergartengruppe in die freie Natur.
Die Idee begeisterte auch den kirchlichen Träger; er war bereit, eine solche Gruppe in den Evangelischen Kindergarten einzugliedern. Leiterin Doris Most: „Selbständigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit der Kinder werden hier optimal gefördert“. Kinder aus Waldgruppen sind erfahrungsgemäß entspannter, seltener krank und lernfreudig. Mit dem Übertritt in die Schule gibt es kein Problem. Und den Sinn für die Bewahrung der Schöpfung schon bei Kindern zu wecken, dafür gibt es nach Ansicht der Beteiligten keine bessere Konstellation.
Entscheidend sind geeignete Flächen in der Natur, auf denen die Kinder unbeschwert spielen und sich austoben können. Die fand Bürgermeister Engels mit Hilfe des Revierförsters Andreas Ott und des Waldbesitzers, des Freiherrn von Gemmingen. Als Rückzugsort bei widrigem Wetter wurde das gemeindeeigene Grundstück am Wasserhochbehälter ausgewählt. Bislang stand dort eine gemeindeeigene Grillhütte, die zuletzt aber kaum noch legal benutzt wurde. Gelände und Hütte werden nun so umgestaltet, dass sich die Kinder dort wohl fühlen, wenn einmal kein Wald angesagt ist. Ein halbes Dutzend Fachbehörden war bereits vor Ort und hat ihr Okay signalisiert.
Während die einen Eltern das Angebot spontan begrüßen, ist es für andere noch Neuland. Ein erster Informationsabend der Gemeinde war deshalb zahlreich besucht. Bürgermeister Engels hatte eigens einen erfahrenen Waldpädagogen aus dem Kreis Bergstraße hinzugezogen, der Besorgnisse aus dem Publikum mit seiner Praxiserfahrung sogleich zerstreuen konnte. Was tun bei Kälte, Regen, Zecken und anderen Unbilden der Natur, oder schlichtweg bei „menschlichen Bedürfnissen“? Es blieb keine Frage offen.
Aufmerksam verfolgt wurde aber auch die Suche nach geeignetem Personal. Bei der Bewerberauswahl arbeiteten Kirchengemeinde und Kommune eng zusammen. Bürgermeister Engels: „Uns ist wichtig, dass gestandene Persönlichkeiten mit praktischer Erfahrung in der Waldpädagogik zum Einsatz kommen, denen die Eltern ihre Kinder gerne anvertrauen“. Mit einigem Glück wurde man fündig und hat inzwischen drei qualifizierte Erzieherinnen ausgewählt. Sie werden sich zunächst miteinander und mit ihrer neuen Arbeitsstätte gemeinsam vertraut machen, bevor die ersten Kinder kommen.
Die Waldgruppe „Eichhörnchen“ nimmt im September 2014 ihren Betrieb auf.
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