125 Jahre Saroltakindergarten – 125 Jahre „Saroltaschule“
19. Oktober 2017
Es war am Sonntag, den 16. Oktober 1892, einen Tag nach der Einweihung der Saroltakapelle, als der Saroltakindergarten in Fränkisch-Crumbach eröffnet wurde.
Der Verein „Crumbacher Denk-Mal!“ veröffentlicht nun zum 125 jährigen Jubiläum einen Bericht aus der Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum der Saroltaschule, verfasst vom damaligen Pfarrer Stefan Kunz und dem Ortshistoriker Adolf Maser.
Die Geschichte unseres Kindergartens
Die Entstehung unseres ev. Kindergartens ist untrennbar verknüpft mit der Familie der Freiherrn von Gemmingen-Hornberg.
Der „Geburtstag“ des Kindergartens ist der 16. Oktober 1892. An diesem Tage wurde im damals herrschaftlichen Rentamt durch Freiherrn Adolph von Gemmingen-Hornberg (geb.14.05.1822, gest. 04.08.1902), eine Kleinkinderschule eröffnet.
Er gab ihr den Namen „Saroltaschule“, zum Gedächtnis an seine verstorbene Gattin Sarolta, geb. Gräfin Batthyany, die aus Ungarn stammte (geb. 18.01.1823, gest. 09.01.1892).
Die Kinderschule wurde einer Schwester des evangelischen Diakonissenmutterhauses von Nonnenweier übergeben und es wurden 74 Kinder im Alter von 3-6 Jahren aufgenommen. Der erste Vertrag zwischen Baron von Gemmingen-Hornberg und dem Diakonissenhaus Nonnenweier ist noch im Wortlaut erhalten, desgleichen die ersten „Statuten für die Sarolta-Schule in Fränkisch-Crumbach“. Die Tatsache, dass das katholische Haus Gemmingen-Hornberg die Betreuung der Kinderschule einer evangelischen Diakonisse überließ, zeugt von einer weitherzigen ökumenischen Einstellung. (Man redet heute viel über das Thema, Vorläufer haben es einfach getan und waren der Zeit weit voraus).
Die Saroltaschule wurde unterhalten durch Mittel eines der Familie von Gemmingen-Hornberg gehörenden Schuldonationsfonds und nach dessen Zerrinnen infolge der Inflation 1923 durch den Freiherrn von Gemmingen-Hornberg persönlich.
Von Anfang an entsprach die Gründung der Saroltaschule einem großen Bedürfnis der hart arbeitenden und oft sehr kinderreichen Familien in Fränkisch-Crumbach. Besonders in der schweren Notzeit des 1. Weltkrieges war die Kinderbetreuung in der Saroltaschule eine unverzichtbare Hilfe.
Sehr bedauert wurde es, als an Ostern 1920 die Saroltaschule geschlossen wurde und Schwester Marie Laub nach Elberfeld ging.
Im Januar 1921 wurde die Schule jedoch wiedereröffnet. Pfarrer Meisinger schreibt 1921 in der Zeitschrift „Die Heimat“:
Die Saroltaschule ist inzwischen auf Veranlassung des Generals von Gemmingen wieder aufgetan worden. Schwester Anna Kirchhöfer aus Tairnbach bei Wiesloch in Baden, zuletzt im Mutterhaus zu Nonnenweier, vorher in Wieblingen bei Heidelberg, traf am 29.01.1921 hier ein und trat am 31.01.1921 ihren Dienst an. Mit Rücksicht auf die ungeheure Treuerung wurde das Schulgeld auf 1 Mark pro Kind und Woche festgesetzt und 0,50 Mark für jedes weitere Kind. Das Eintrittsgeld beträgt 1 Mark. Die Anmeldungen geschehen vorläufig bei mir (Pfarrer Meisinger) im Pfarrhaus.
Einige Zeit später heißt es:
Die Saroltaschule ist im Gang, doch ist ihr Besuch ziemlich schwach. Wenn das Schulgeld auf 1 Mark heraufgesetzt und manchem zu hoch erscheint, so mag darauf aufmerksam gemacht werden, daß er anderswo noch viel höher ist. Eine Mark bedeutet eine Zigarre.
Pfarrer Fernges schreibt 1933 über die Saroltaschule:
„Vor einigen Tagen lag vor mir die Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben für die Saroltaschule zu Fränkisch-Crumbach im Jahre 1933. Ich halte es für wertvoll, der Gemeinde einmal einen Einblick in eine solche Rechnung zu geben. Dieser Einblick wird vielen überhaupt erst einmal zeigen, was wir in ihr der Herrschaft verdanken. Die Nebeneinanderstellung der Einnahmen und Ausgaben zeigt jedenfalls, dass die Herrschaft für die Gemeinde ein wirkliches Opfer bringt und sie damit einer großen finanziellen Sorge enthebt. Die Einnahmen, die in den Eingängen an Schulgeld bestehen, betragen insgesamt im vergangenen Jahr 547,70 RM. Dem steht eine Ausgabe von 1.184,55 RM gegenüber. Die Herrschaft hat also ein Defizit von 636,85 RM übernehmen müssen. Viele machen sich wohl gar keinen Begriff, was alles zur Unterhaltung einer Kleinschule gehört. Da sind Beiträge an das Mutterhaus Nonnenweier und für die Schwester zu zahlen, insgesamt 775 RM; da sind für Reinigung, Heizung und Beleuchtung nötig 356 RM; da müssen Beiträge für Verbände gezahlt werden, denen die Saroltaschule als Kleinkinderschule angeschlossen sein muss 13,25 RM; da sind die Kosten der Schulferien und Sonstiges insgesamt 26,80 RM. Und nun sind in die diesjährige Rechnung nicht einmal der ganze Betrag, der an Nonnenweiler zu zahlen ist und die Rechnung für das Spielzeug für die Kinder zu Weihnachten aufgenommen, sodass die Ausgaben eigentlich größer sind und die Verpflichtung der Herrschaft eine bedeutendere ist. Ich denke, dass wir alle miteinander spüren, wie viel wert es uns doch ist, daß wir in der Herrschaft jemanden haben, der unsere Kleinkinderschule erhält. Das verpflichtet uns zu großem Dank, den ich bei dieser Gelegenheit einmal der Herrschaft aussprechen möchte.“
P.S.: Der Verein „Crumbacher Denk-Mal!“ hat den alten Theaterplatz „wiederentdeckt“ und entsprechend gestaltet. Strom und Wasser sind nun auch vorhanden. Dafür hat der Verein ca. 20.000.- Euro und etwa 750 Freiwillige Arbeitsstunden investiert. In Absprache mit unserem Verein kann der Theaterplatz von dem Kindergarten und Grundschulkindern bei Bedarf genutzt werden, sie sind bei uns jederzeit willkommen! Kontaktadresse: Werner Grimm Tel. 06164/4795 oder E-MAIL: Saroltakapelle [at] t-online.de
Das war der erste Teil. Fortsetzung folgt.
Zur Erinnerung:
Nach wie vor, verkauft der Verein „Cumbacher Denk-Mal! die Sonderbriefmarke 125 Jahre Saroltakapelle. Zu erhalten ist sie bei der Geschäftsstelle des Vereins Werner Grimm Pretlackstr.2 und in der Postfiliale im Haus der Guten Marken! Firma Lange.
Mit dem Erwerb unterstützen Sie die Arbeiten des Vereins „Crumbacher Denk-Mal!“
Schreiben Sie einen Kommentar.
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.